Kommentatoren sind sich einig: Damit der Shutdown reale wirtschaftliche Schäden verursacht, müsste er mindestens bis Mitte Oktober andauern. US-Politiker könnten auf eine Taktik des Abwartens setzen, in der Annahme, dass der Druck auf die Regierung erst in der zweiten Monatshälfte zunehmen wird.

Das Ganze ist ein gefährliches Spiel, da weiterhin Befürchtungen über ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum und eine durch neue Zölle ausgelöste Inflation bestehen. Die Märkte kümmerten sich jedoch erneut wenig darum: Sowohl US- als auch europäische Indizes stiegen weiter. Bitcoin erreichte am Wochenende ein neues Allzeithoch (ATH).

Und als wäre die Lage nicht schon kompliziert genug, legte auch der Goldpreis zu. Das stellt in der aktuellen Situation ein erstes Problem dar. Gold sollte nicht so sprunghaft steigen, wenn Aktienindizes – ebenso wie andere riskante Anlageklassen – Höchststände erreichen. Irgendetwas passt hier nicht: Entweder hat der Aktienmarkt recht oder der Goldmarkt.

Buffetts Indikator: Warnung vor einer Blase

Dieses Ungleichgewicht in der Bewertung der Aktienmärkte wird besonders deutlich durch den sogenannten Buffett-Indikator. Dabei handelt es sich um eine einfache Berechnung, die die Marktkapitalisierung der US-Unternehmen ins Verhältnis zum US-BIP setzt. Liegt der Indikator unter 70 Prozent, gelten die Märkte als unterbewertet. Überschreitet er dagegen die 100-Prozent-Marke, sind die Märkte sehr teuer. Heute liegt der Wert bei rund 220 Prozent.

Nach diesem klassischen Maßstab sind die Märkte massiv überbewertet. Kritiker wenden jedoch ein, dass der Indikator vor allem in der Industrie-Ära relevant war, als die Börse von traditionellen Unternehmen dominiert wurde. Heute – im Zeitalter der technologischen Revolution durch Künstliche Intelligenz und Cloud-Dienste – habe sich die Wirtschaft stark beschleunigt. Die meisten US-Technologiekonzerne agieren global, und ihr Anteil am US-BIP ist nicht so groß wie damals, als die Indizes von Unternehmen geprägt wurden, deren Kerngeschäft im Inland lag.

Diese Argumente haben Gewicht, ändern aber nichts daran, dass Aktien heute extrem teuer sind. Auch Technologieunternehmen müssen reale Umsätze erzielen. Ein gutes Beispiel ist die Bewertung von OpenAI.

Obwohl dieses Unternehmen noch nicht börsennotiert ist, wird sein Wert auf 500 Milliarden US-Dollar geschätzt, womit es zu den zwanzig größten US-Unternehmen gehört. Gleichzeitig ist es das größte US-Unternehmen in Privatbesitz.

Es ist zwar klar, dass das Sprachmodell ChatGPT eine große Zukunft hat, die Zahl der Abonnenten wächst und es sich zu einer globalen Marke entwickelt hat. Dennoch belaufen sich die jährlichen Umsätze von OpenAI nur auf 13 Milliarden US-Dollar. Das ist im Ranking der zwanzig größten US-Unternehmen der niedrigste Wert überhaupt.

OpenAI muss seine Umsätze deutlich steigern, um eine so hohe Bewertung zu rechtfertigen. Das wird keine leichte Aufgabe sein, denn angesichts der wachsenden Konkurrenz unter Sprachmodellen ist eine Preiserhöhung für Abonnements nicht unbedingt die beste Lösung.

Das Unternehmen wird daher neue Geschäftsmodelle finden müssen, um seine Einnahmen zu erhöhen. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass dies gelingt, dennoch ändert es nichts daran, dass OpenAI derzeit extrem hoch bewertet ist. Die Märkte zeigen damit klar eine Überhitzung an.

Lkw als Barometer der Wirtschaft

Ein Grund für die hohen Preise amerikanischer Aktien ist sicherlich der Boom der Künstlichen Intelligenz. Die gesamte wirtschaftliche Lage lässt sich jedoch nicht allein darauf reduzieren. KI spiegelt zwar die Dynamik des wirtschaftlichen Fortschritts wider, aber die reale Wirtschaft ist komplexer. Gerade auf dieser Ebene lässt sich eine Abschwächung erkennen.

Ein typisches Beispiel ist der Verkauf von Lastwagen. Dieser Indikator ist sehr zuverlässig: Steigen die Verkaufszahlen, ist das ein Zeichen für ein gesundes Wirtschaftsleben. Waren zirkulieren schnell, Unternehmen produzieren auf Hochtouren, und Lastwagen verschleißen, sodass sie ersetzt werden müssen.

Transportunternehmen verfügen über genaue Zahlen und Einblicke in die reale Wirtschaft. Sind die Aussichten gut, zögern sie nicht, in die Erneuerung ihrer Flotten zu investieren. Sind sie schlecht, sinkt die Zahl der verkauften Lkw. Betrachtet man die Entwicklung der Lkw-Verkäufe in den USA der letzten fünf Jahre, ist die Situation längst nicht so optimistisch wie beim stetigen Anstieg der Nvidia-Aktie.

Intel-Aktien steigen wieder

Die Aktien von Intel haben sich langsam, aber sicher zum Kandidaten für die Aktie des Jahres 2025 entwickelt. Dieser von vielen bereits abgeschriebene Technologieriese punktete in dieser Woche erneut. Intel zieht derzeit Investoren an. Nach dem Einstieg der US-Regierung, Nvidias und der japanischen SoftBank kam eine weitere positive Nachricht hinzu. Diesmal ging es nicht um den Einstieg eines weiteren Investors, sondern um Spekulationen, dass aus dem langjährigen direkten Konkurrenten AMD ein Kunde werden könnte.

Auch wenn nicht genau bekannt ist, wie groß der Vertrag wäre, könnte ein solcher Großauftrag die verlustreiche Chip-Sparte erheblich unterstützen. Intel könnte somit bald wieder schwarze Zahlen schreiben.

Auch aus Sicht von AMD wäre eine solche Zusammenarbeit sinnvoll. Derzeit produziert das Unternehmen den Großteil seiner Chips beim taiwanischen Hersteller TSMC. Eine Verlagerung eines Teils der Produktion in die USA würde AMD in den Augen von Donald Trump helfen, der diesen „patriotischen Einsatz“ sicherlich begrüßen würde.

Die Intel-Aktie reagierte auf diese Spekulation mit einem erneuten Kurssprung von sieben Prozent. Seit Jahresbeginn hat Intel damit um 83,7 Prozent zugelegt. Sollten sich diese Impulse bald in den Geschäftszahlen niederschlagen, ist das Ende des Kursanstiegs noch längst nicht erreicht.

Wohin steigt der Bitcoin-Preis?

Da das US-Statistikamt wegen des Shutdowns geschlossen ist, müssen wir uns für kurze Zeit an das Fehlen makroökonomischer Daten gewöhnen. In dieser Woche wird daher lediglich das ausführliche Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht.

Da uns die Statistiken vom US-Arbeitsmarkt fehlen – der derzeit für die US-Notenbank am wichtigsten ist –, werden Investoren die Zahlen vom kanadischen Arbeitsmarkt stärker berücksichtigen. Dort liegt die Arbeitslosenquote bei 7,1 Prozent. Sollte sie weiter steigen, würde dies den schwächelnden Arbeitsmarkt in ganz Nordamerika bestätigen.

Das Fehlen von Makrodaten wird den Börsenbetrieb jedoch nicht stoppen. Ein viel beachteter Chart wird die Entwicklung des Bitcoin-Preises sein. Dieser hat am Wochenende erneut ein Rekordhoch erreicht und liegt derzeit bei rund 123.500 US-Dollar.

Es könnte jedoch nicht das letzte Rekordhoch in diesem Monat gewesen sein. Ein großer Teil der Kryptoszene wettet darauf, dass der Höhepunkt dieses Halving-Zyklus am 17. bis 18. Oktober erreicht wird. Im Zusammenhang mit Bitcoin könnte es also noch sehr turbulent werden. Gelingt es ihm, in dieser Woche die Marke von 130.000 US-Dollar zu überschreiten, könnte eine neue FOMO-Welle bei der bekanntesten Kryptowährung einsetzen.