Die Evakuierung von über zweihundert Touristen, die an der Kangshung-Wand des Mount Everest im tibetischen Karma-Tal festsitzen, soll bis Dienstag abgeschlossen sein. Während der achttägigen Feiertage, die in China am 1. Oktober begannen, zog es Tausende von Bergwanderern ins Landesinnere.
Der plötzliche Schneesturm am Wochenende machte jedoch Hunderten von ihnen die sichere Rückkehr unmöglich.
Die Rettungsarbeiten begannen bereits am Montag, einen Tag nachdem starker Schneefall die Straßen in einer durchschnittlichen Höhe von 4.200 Metern über dem Meeresspiegel blockiert hatte.
Allein am Sonntag konnten etwa 350 Touristen in Sicherheit gebracht werden, während weitere Hunderte noch auf ihre Rettung warteten. Offizielle Stellen gaben zunächst keine detaillierte Stellungnahme zur Lage ab.
Einer der Evakuierten ist der 41-jährige Eric Wen, der den dramatischen Rückweg in die Zivilisation schilderte. „Zum Glück waren einige Leute vor uns unterwegs und haben Spuren im Schnee hinterlassen, denen wir folgen konnten. Sonst hätten wir es nicht geschafft“, sagte er. Er fügte hinzu, er habe 19 Kilometer durch tiefen Schnee zurücklegen müssen, um das Tal zu verlassen.
Wen und seine Begleiter erreichten schließlich am Montag die tibetische Hauptstadt Lhasa. Das Karma-Tal gilt unter Reisenden als eine der letzten relativ unberührten Regionen – im Gegensatz zur kargen Nordwand des Everest ist es von üppiger Vegetation und unberührten Alpenwäldern bedeckt, die von Gletscherschmelzwasser gespeist werden.
Doch das Drama spielt sich nicht nur in Tibet ab. Im Qilian-Gebirge an der Grenze der Provinzen Qinghai und Gansu kam am Sonntag ein Tourist ums Leben, der an Unterkühlung und akuter Höhenkrankheit starb, nachdem er von einem Schneesturm eingeschlossen worden war. Bis Montagabend konnten in der Region 213 Menschen in Sicherheit gebracht werden, berichtete das chinesische Staatsfernsehen CCTV.
Weitere Einschränkungen gelten auch im nordwestlichen Xinjiang. Dort untersagten die Behörden am Dienstag Wandern und Camping im Kanasi-Seengebiet des Altai-Gebirges. Eine Polizeistreife hatte am Wochenende eine Gruppe von sechzehn Touristen angetroffen, von denen einer wegen Symptomen von Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht werden musste. Laut lokalen Medien befindet er sich inzwischen in stabilem Zustand.
Rettungskräfte und Polizei überzeugten zudem mehr als 300 weitere Touristen, ihre Pläne für Touren in die Berge aufzugeben. Die Straßen, die am Wochenende von Eis und Schnee bedeckt waren und auch Touristentransporter blockierten, konnten inzwischen geräumt werden.
Die Behörden warnen jedoch, dass das Risiko weiterer Schneestürme hoch bleibt, und rufen Einwohner wie Besucher auf, abgelegene Bergregionen zu meiden.
(reuters, lud)