Der Druck auf eine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten wird proportional zu den steigenden Verlusten sein. Wall Street ignoriert diese Gefahr bislang. Der Grund dafür könnte sein, dass sich erneut das Gespenst eines chinesisch-amerikanischen Handelskrieges am Horizont abzeichnet.
Die Panik wurde am Wochenende durch Präsident Donald Trump gemildert, der bemerkte, dass keiner der Präsidenten (der USA und Chinas) daran interessiert sei, den Volkswirtschaften ihrer Länder zu schaden.
Zu Beginn dieser Woche waren die Märkte optimistisch. Trump verkündete einen Friedensvertrag zwischen der Hamas und Israel, was für die Märkte immer eine gute Nachricht ist. Der Konflikt im Nahen Osten erhöht automatisch die Spannungen auf dem Ölmarkt. Hoffen wir, dass der Waffenstillstand so lange wie möglich hält.
Trump warnt China
Es schien, als würde Trump mindestens eine Woche lang seine Aura als Friedensstifter genießen und die Märkte feiern lassen. Das ist jedoch nicht geschehen. Während seines Treffens in Israel und Ägypten fand er Zeit, die Spannungen zwischen den USA und China erneut anzuheizen, indem er daran erinnerte, dass China absichtlich keine Sojabohnen von amerikanischen Bauern kauft.
Dies beunruhigte die Märkte erneut, wenn auch nicht so stark wie am Freitag, als die Eskalation der Spannungen zwischen China und den USA unerwartet kam. Die Märkte sind nun besser auf solche Nachrichten vorbereitet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Trump nach seinem Treffen mit Putin und nach dem Friedensabkommen zwischen Israel und der Hamas sein Augenmerk auf China richten wird.

Der zweite Grund, warum die Reaktion der Märkte nicht so stark ausfiel, ist der Agrarsektor selbst. Dieser ist für Donald Trump aus politischer Sicht wichtig, da die Agrarstaaten seine Wählerbasis bilden. Aus wirtschaftlicher Sicht handelt es sich jedoch nicht um einen Schlüsselbereich.
Die entscheidenden Kämpfe in den chinesisch-amerikanischen Beziehungen werden im Technologie- und Industriesektor ausgetragen werden. In den kommenden Tagen oder Wochen werden die Märkte gespannt darauf warten, ob wichtige Nachrichten aus China oder dem Weißen Haus eintreffen. Wenn dies nicht der Fall ist, werden die Märkte diese Gefahr wahrscheinlich wieder vergessen. Die Diplomaten beider Länder können dann ungestört an der endgültigen Fassung eines großen Abkommens zwischen diesen Weltmächten arbeiten.
Wie haben sich die Finanzhäuser geschlagen?
Aufgrund des Shutdowns liegen uns derzeit keine makroökonomischen Daten zur US-Wirtschaft vor, sodass sich die Anleger stärker auf den Beginn der Berichtssaison konzentrieren mussten. Diese wird traditionell von den US-Banken eröffnet. Ihre Ergebnisse können als Lackmustest für den Zustand der gesamten Wirtschaft dienen.
Wenn die Banken gut laufen, läuft in der Regel auch die Wirtschaft gut. Wenn sie jedoch Probleme bekommen, kann dies ein Vorbote für bevorstehende Probleme sein. Ein weiterer Grund, warum man die Ergebnisse der amerikanischen Banken beobachten sollte, auch wenn man sie nicht im Portfolio hat, sind ihre analytischen Prognosen.
Die meisten amerikanischen Banken profitieren von Aktivitäten auf den Finanzmärkten und informieren bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse die Öffentlichkeit und ihre Kunden über die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden Monate. Wie haben sich die amerikanischen Banken also geschlagen?
JP Morgan konnte trotz hervorragender Ergebnisse nicht überzeugen
Die größte US-Bank ist JPMorgan. Ihre wirtschaftlichen Ergebnisse waren hervorragend: Der Gewinn pro Aktie erreichte 5,07 Dollar gegenüber den erwarteten 4,84 Dollar, und der Umsatz für das dritte Quartal 2025 belief sich auf 47,12 Milliarden Dollar gegenüber den erwarteten 45,4 Milliarden.

Diese Ergebnisse werden der Politik von Donald Trump zugeschrieben, der die Kapitalanforderungen und Stresstests für US-Banken gelockert hat. Dadurch können die Banken mehr von ihrem Kapital investieren.
Die Ergebnisse von JPMorgan wurden durch den Bereich Investmentbanking gestützt, der die Erwartungen um 700 Millionen Dollar übertraf. Nach dem Schock vom 2. April (Liberation Day) steigen die Aktienmärkte steil an, und für erfahrene Händler von Investmentbanken gibt es nichts Einfacheres, als von dieser Wachstumswelle zu profitieren.
Das Geschäft mit Quantencomputern
Die Investoren waren sehr interessiert an der Erklärung des JPMorgan-Chefs Jamie Dimon, der einen Plan ankündigte, weitere 10 Milliarden Dollar in Unternehmen zu investieren, die für die nationale Sicherheit der USA von entscheidender Bedeutung sind, wie Verteidigung, Pharmaindustrie, Edelmetalle und Quantencomputer. Die Aktien von Unternehmen, die sich mit Quantencomputern beschäftigen, reagierten auf diese Nachricht mit einem Anstieg von mehr als 20 Prozent.
Die Aktien von D-Wave beispielsweise, die um mehr als 365 Prozent gestiegen sind, verzeichneten nur eine geringfügige Bewegung auf dem Chart. JPMorgan trug damit zur Blasenbildung rund um Quantencomputer bei. Während man bei künstlicher Intelligenz argumentieren kann, dass Unternehmen in diesem Sektor beträchtliche Gewinne erzielen und ihr Wert theoretisch nicht auf null sinken kann, ist die Situation bei Quantencomputern anders.
Das bereits erwähnte Unternehmen D-Wave erzielt beispielsweise einen Quartalsumsatz von rund drei Millionen Dollar, dennoch erreicht es eine Marktkapitalisierung von 15,3 Milliarden Dollar. Deutlichere Fortschritte im Bereich der Quantencomputer werden erst um das Jahr 2030 erwartet. Es ist paradox, dass Jamie Dimon vor überhöhten Bewertungen im Bereich der künstlichen Intelligenz gewarnt hat, aber bereit ist, in einen Sektor mit noch höheren Bewertungen zu investieren.

Obwohl die Ergebnisse von JPMorgan hervorragend waren, stießen die Anleger ihre Aktien ab, und der Aktienkurs verlor mehr als 4,5 Prozent. Der Grund dafür war der Anstieg der Kreditausfälle, die im Jahresvergleich um neun Prozent zunahmen. Das ist an sich nicht dramatisch, aber die Geschäftsleitung der Bank wies auf die Risiken eines Zusammenbruchs größerer Unternehmen hin, was zu erheblichen Verlusten führen könnte.
Im letzten Monat gab es zwei große Insolvenzen. Das Unternehmen Tricolor, das Gebrauchtwagen verkaufte und Kredite dafür vergab, verursachte JPMorgan einen Verlust von 170 Millionen Dollar. Und die Insolvenz des Unternehmens First Brands, einem Hersteller von Autoteilen und Autozubehör, traf die Schweizer Bank UBS schwer. Diese beiden Unternehmen könnten nur die ersten Anzeichen für größere wirtschaftliche Probleme sein. Sollten sich ähnliche Insolvenzen häufen, könnten die Banken erhebliche Verluste erleiden.
Gold über 4.200 Dollar
Die aktuelle Berichtssaison hat nichts daran geändert, dass Gold weiter steigt. Es hat eine weitere psychologische Grenze von 4.200 Dollar überschritten. Der Anstieg des Goldpreises ist beunruhigend, da Investoren Gold nicht kaufen, um reich zu werden, sondern um ihr Vermögen zu erhalten. Es handelt sich um eine Form der Versicherung und nicht um eine spekulative Investition.
Die große Zahl von Anlegern, die bereit sind, hohe Kosten für diese Versicherung zu zahlen, signalisiert eine wachsende Vorsicht, obwohl sich die Börsenindizes Rekordwerten nähern.
