Von dem Wettstreit zwischen den beiden langjährigen Rivalen Wizz Air und Ryanair können nun auch die Passagiere am Flughafen Bratislava profitieren, die zwischen Dutzenden neuer Linienflüge in fast ganz Europa wählen können. Dazu gehört auch die Wiederaufnahme der Inlandsverbindung Bratislava – Košice.

Nach der Einrichtung der Wizz Air-Basis und der massiven Erweiterung der Flugziele dürfte die Zahl der Passagiere am Flughafen der slowakischen Hauptstadt im nächsten Jahr von derzeit zwei Millionen pro Jahr vorläufig auf drei bis vier Millionen steigen.

Die ungarische Fluggesellschaft wird nach der schrittweisen Aufnahme weiterer Verbindungen insgesamt 27 Linienflüge von Bratislava aus durchführen. Das ist mehr als bisher von einem einzigen Carrier angeboten wurde. Dies wird auch dadurch ermöglicht, dass die Flüge vom Wiener Flughafen bis März 2026 eingestellt werden.

Abzug vom Wiener Flughafen

Wizz Air wird nach einer Überprüfung seines Betriebs schrittweise seine Basis am Wiener Flughafen schließen. Grund dafür sind die hohen Kosten. Zwei Flugzeuge werden abgezogen und zwei Strecken nach Bilbao und London Gatwick werden am 26. Oktober 2025 eingestellt. Die drei verbleibenden Flugzeuge und die restlichen Strecken werden am 15. März 2026 eingestellt. Österreichische Reisende können weiterhin die Strecken von Bratislava und Budapest nutzen.

Wizz Air eröffnete 2018 seine Basis in Wien, von wo aus mit fünf Airbus A321neo-Flugzeugen 28 Strecken in 20 Länder bedient werden. Seitdem sind laut Angaben des Luftfahrtunternehmens die Kosten und Steuern erheblich gestiegen.

„Angesichts der strategischen Ausrichtung von Wizz Air, seine Schlüsselmärkte in Mittel- und Osteuropa auszubauen und niedrige Preise anzubieten, ist der Betrieb von Wien aus mit dem Ultra-Low-Cost-Geschäftsmodell der Fluggesellschaft nicht mehr vereinbar“, teilte Wizz Air kürzlich mit.

Wizz Air übernimmt die Führung von Ryanair

„Dies ist die größte Expansion eines einzelnen Flugunternehmens in der Geschichte des Flughafens Bratislava. Wizz Air wird zum größten Flugunternehmen in Bratislava und übernimmt die Führung von Ryanair“, kommentiert Ivan Hajník vom Portal Letectvosr.sk, das sich mit der zivilen Luftfahrt befasst.

Für den Flughafen Bratislava bedeutet dies laut Hajník eine Verbesserung der wirtschaftlichen Ergebnisse dank einer höheren Anzahl von Ankünften und Abflügen und damit auch einen Anstieg der Einnahmen aus Flughafen- und anderen Gebühren. Die Zahl der Passagiere könnte innerhalb von zwei Jahren bis zu fünf Millionen pro Jahr erreichen, was an der Kapazitätsgrenze des Flughafens liegt.

„Der Flughafen könnte damit auch für andere Fluggesellschaften attraktiver werden, die Bratislava bisher gemieden haben. Für die Passagiere bedeutet dies eine deutliche Erweiterung des Angebots an Reisezielen, sodass sie nicht mehr nach Wien oder Budapest reisen müssen“, erwartet Hajník.

Basis und neue Strecken von Oktober bis März

„Aus betrieblicher Sicht bereiten wir uns darauf vor, das Wachstum reibungslos und sicher zu bewältigen. Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr eine historische Rekordzahl von drei bis vier Millionen Passagieren abfertigen werden“,sagte Dušan Novota, Generaldirektor des Flughafens Bratislava.

Wizz Air wird zu den beiden bestehenden Strecken von Bratislava zum Flughafen London Luton und nach Skopje ab dem 28. Oktober Flüge nach Bukarest hinzufügen. Nach der Eröffnung seiner Basis am 14. November wird die Fluggesellschaft zunächst mit zwei Airbus A321neo mit einer Kapazität von 239 Passagieren von dort aus nach Barcelona, Malaga, Lamezia Terme, Varna und Plovdiv fliegen.

Die Inlandsverbindung zwischen Bratislava und Košice wird die Fluggesellschaft am 21. November aufnehmen und neunmal pro Woche bedienen, davon montags und freitags zweimal täglich. Flüge nach Athen, Oslo, Alicante, Basel, Palermo, Neapel und Niš werden ab dem 15. Dezember angeboten.

Der nächste Teil der Expansion von Wizz Air vom Flughafen Bratislava wird Anfang nächsten Jahres erfolgen, wenn die Flotte um zwei weitere Flugzeuge erweitert wird. Gleichzeitig werden ab dem 12. Januar 2026 Verbindungen nach Larnaca und Chisinau hinzukommen.

Flüge nach Tirana, zum Flughafen Berlin-Brandenburg und nach Rom zum Flughafen Fiumicino werden ab dem 16. März angeboten, nach Dortmund, Tel Aviv, Pristina und Ohrid ab dem 17. März und nach Tuzla und Warschau zum Flughafen F. Chopin ab dem 29. März. Flugtickets für die neuen Strecken sind bereits im Verkauf.

Direkter Wettbewerb senkt die Preise

Wizz Air und Ryanair sind langjährige Konkurrenten. Laut Hajník kann dies für Reisende eine positive Nachricht sein, da direkter Wettbewerb in der Regel die Flugpreise nach unten drückt. Beide Fluggesellschaften werden auf acht Strecken direkt miteinander konkurrieren – nach Athen, Lamezia Terme, Neapel, Palermo, Rom, Alicante, Barcelona und Malaga.

„Kurzfristig wird dies für die Passagiere von Vorteil sein, aber langfristig ist ein solcher Überhang an Sitzplatzkapazitäten angesichts der Nachfrage nicht nachhaltig. Es ist wahrscheinlich, dass einer der beiden Fluggesellschaften sein Angebot anpassen muss“, prognostiziert Hajník.

Ideal wäre es, wenn sich die Fluggesellschaften gegenseitig ergänzen würden und nicht direkt auf denselben Strecken konkurrieren würden. Es ist schwer vorherzusagen, wer in Bratislava erfolgreicher sein wird. „Wizz Air ist bekannt für seine Flexibilität und seine Fähigkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren – es passt die Flugfrequenzen an, streicht oder fügt auch während der Saison Strecken hinzu“, erklärt Hajník.

Ryanair hingegen ist ein traditioneller Fluganbieter mit langjähriger Basis in Bratislava, wo es seit zwanzig Jahren tätig ist. Die nächsten Monate werden im Hinblick auf die Entwicklung des Wettbewerbs sehr interessant sein.

Wizz Air kann die Strecken noch einmal überdenken

Einige neue Strecken, beispielsweise nach Tirana, Ohrid, Tel Aviv, Pristina oder Chișinău, wurden lediglich von der geschlossenen Basis in Wien verlegt. Die Passagiere werden wahrscheinlich unabhängig davon, ob sie in Bratislava oder Wien landen, erhalten bleiben.

„Im Gegensatz dazu sind die Strecken nach Berlin oder Dortmund fraglich, da ähnliche Verbindungen in der Vergangenheit trotz niedriger Ticketpreise nicht erfolgreich waren. Ich persönlich gehe davon aus, dass Wizz Air das Angebot an Flügen ab Bratislava noch einmal überdenken wird und wir in Zukunft mit Änderungen rechnen können“, fügt Hajník hinzu. Seiner Meinung nach entwickelt sich die Situation jedoch weiter und auch die Präferenzen der Passagiere ändern sich.