Pokrowsk ist derzeit das Epizentrum der Kämpfe um den Donbass. Die ukrainische Armee gab bekannt, dass sie ihre Stellungen in einigen Teilen der belagerten Stadt, in die russische Truppen eingedrungen sind, verstärkt hat.
„Die Lage bleibt komplex und dynamisch“, teilte die 7. schnelle Eingreiftruppe auf Facebook mit. Gleichzeitig erhöht Kiew die Zahl der Angriffstruppen in der Region und versucht, die russischen Logistikwege zu unterbrechen.
Ukrainischen Quellen zufolge wurden im Rahmen einer „komplexen Luftoperation“ Spezialeinheiten des Militärgeheimdienstes in die Stadt entsandt. An der Aktion sollen mehrere Black-Hawk-Hubschrauber beteiligt sein, wobei die Operation persönlich vom Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanov, geleitet wird.
Der Server Suspilne berichtete, dass es den Ukrainern gelungen sei, Teile der Stadt zu erreichen, die Moskau zuvor als erobert bezeichnet hatte.
Auf einem Video, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, sind mindestens zehn Soldaten zu sehen, die aus einem Hubschrauber auf einem Feld aussteigen. Die Agentur konnte jedoch nicht überprüfen, wo und wann das Video aufgenommen wurde.

Das Bild zeigt einen Hubschrauber und Soldaten, die im östlichen Stadtteil Pokrowsk in der Ukraine eingesetzt sind. Foto: Video geteilt von ukrainischer Militärquelle/Reuters
Das russische Verteidigungsministerium teilte in diesem Zusammenhang mit, dass russische Truppen anschließend ein Team ukrainischer Spezialeinheiten, das nach Pokrowsk entsandt worden war, vernichtet hätten.
Die russische Seite kommentiert, dass die Gruppe ukrainischer Soldaten mit einem Black-Hawk-Hubschrauber in das umzingelte Gebiet gelangt sei, wobei nach russischen Angaben elf Personen bei der Zerstörung dieses Hubschraubers ums Leben gekommen seien. Die Agentur Reuters berichtet, dass die Meldung vom Schlachtfeld nicht von einer unabhängigen Quelle überprüft werden konnte.
Eine ukrainische Quelle behauptete gegenüber Reuters hingegen, dass alle Soldaten der Operation am Leben seien und weiterhin um die Stabilisierung der Front kämpften.
Russland: Ukrainische Truppen kapitulieren, die Stadt gehört fast uns
Das russische Verteidigungsministerium behauptet über die Agentur TASS, dass die in Pokrowsk eingekesselten ukrainischen Truppen beginnen zu kapitulieren.
Laut Moskau rücken die russischen Streitkräfte in Pokrowsk vor und „säubern das Gebiet”. Sie bezeichnen die Stadt als „Tor zu Donezk“ – ihre Eroberung würde ihnen den Vormarsch auf weitere wichtige ukrainische Städte wie Kramatorsk und Slowjansk ermöglichen. Gleichzeitig würde dies einen entscheidenden Schritt in den russischen Bemühungen bedeuten, die gesamte Region Donbass zu kontrollieren, die seit langem Schauplatz schwerer Kämpfe ist.
Grauzone und anhaltende Unsicherheit
Analysten des Projekts DeepState, das der ukrainischen Armee nahesteht, behaupten, dass sich mindestens die Hälfte von Pokrowsk derzeit in einer sogenannten Grauzone befindet – in Gebieten, die nicht vollständig unter der Kontrolle einer der beiden Seiten stehen. Russische Truppen versuchen, die Stadt zu umzingeln, wobei sie mit kleinen Einheiten und Drohnen angreifen, die die ukrainische Logistik stören.
Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind etwa zweihundert russische Soldaten in verschiedene Teile der Stadt eingedrungen, wobei sich in der weiteren Umgebung bis zu 170.000 Soldaten befinden sollen.
Strategische Bedeutung der Stadt
Pokrowsk ist ein wichtiger Logistikknotenpunkt und gleichzeitig Sitz der einzigen ukrainischen Mine für Kokskohle, die in der Stahlindustrie verwendet wurde. Die Mine befindet sich nur zehn Kilometer westlich der Stadt, aber bereits im Januar hat das Unternehmen Metinvest den Abbau eingestellt. Der Verlust von Pokrowsk wäre für Kiew ein weiterer schwerer Schlag – nicht nur militärisch, sondern auch symbolisch.
(reuters, lup)