In den USA dauert der Shutdown bereits einen Monat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um den längsten in der Geschichte handelt – der bisherige Rekord lag bei 35 Tagen. Jetzt fehlen nur noch zwei Tage, um diesen düsteren Rekord zu brechen.

Einige amerikanische Milliardäre haben sogar aus eigener Initiative begonnen, Lebensmittel für die Verteilung zu kaufen. Mehr als 40 Millionen Amerikaner sind seit Samstag ohne staatlich subventionierte Lebensmittelmarken. Auch dieses Programm wurde aufgrund der Aussetzung der Finanzierung von Regierungsangestellten eingestellt.

Interessanterweise gibt die US-Regierung monatlich acht Milliarden Dollar für dieses Programm aus. Das Pentagon finanziert beispielsweise auch die Gehälter wichtiger Staatsbediensteter, die Donald Trump nahestehen.

Die Märkte ignorieren diese Tatsache jedoch beharrlich, da sie wissen, dass dies nach der Aufhebung des Shutdowns ein gutes Signal sein wird. Es kann jedoch sein, dass sie sich verrechnet haben. Denn niemand hat mit einem so langen Shutdown gerechnet.

Überall herrscht absolute Unsicherheit

Wenn wir dazu noch die Tatsache hinzufügen, dass die Entscheidung über die Aufhebung der Zölle durch ein US-Gericht bereits diese Woche fallen könnte, befinden wir uns in einer Phase absoluter Unsicherheit. Auch die Fed hat keine klare Vision vorgelegt und in ihrer Erklärung angegeben, dass eine Zinssenkung im Dezember nicht sicher ist.

Das Treffen des amerikanischen Präsidenten mit seinem chinesischen Amtskollegen hat lediglich zu einer einjährigen Verschiebung des Handelskrieges geführt. Grundlegende Fragen wie Taiwan oder das Problem des geistigen Eigentums wurden bei dem Treffen überhaupt nicht angesprochen.

Das Ganze wirkte ziemlich unbeholfen. Donald Trump sprach ständig davon, wie gut alles läuft, und sparte nicht mit Komplimenten an den chinesischen Präsidenten. Dieser blieb jedoch mit steinerner Miene und – wie es seine Art ist – sehr zurückhaltend. Ein deutlicher Kontrast.

Trotz der vereinbarten Waffenruhe unternahmen beide Präsidenten sofort ziemlich gegensätzliche Schritte.

Donald Trump gab grünes Licht für Atomtests. Nach der Rückkehr von Präsident Xi Jinping kündigte die chinesische Regierung eine Verschärfung der Steuerregelungen für den Goldhandel an – konkret plant sie, Steuerbefreiungen, die zuvor kleine Händler und Investoren begünstigten, aufzuheben oder einzuschränken.

Diese Entscheidung erhöht den Druck auf den Goldpreis erheblich. Es handelt sich um eine sehr interessante Entscheidung des chinesischen Politbüros, da allgemein bekannt ist, dass die chinesische Zentralbank ihre Goldreserven kontinuierlich aufstockt. Auch die Situation rund um den sicheren Hafen Gold ist keineswegs klar. Die Märkte haben somit nur eine einzige Gewissheit, und das ist die künstliche Intelligenz.

Entwicklung des Goldpreises im letzten Monat. Quelle: TradingView

Die Dominanz von Nvidia und künstlicher Intelligenz als einzige Gewissheiten

Die Dominanz der künstlichen Intelligenz wurde diese Woche von Nvidia bestätigt, das als erstes Unternehmen in der Geschichte eine Marktkapitalisierung von fünf Billionen Dollar überschritten hat. Das Unternehmen musste noch nicht einmal seine Ergebnisse veröffentlichen, um diesen historischen Meilenstein zu erreichen.

In letzter Zeit macht Nvidia deutlich seine Absicht bekannt, das gesamte Unternehmen umzugestalten. Es wird nicht mehr nur ein Unternehmen sein, das Chips herstellt, sondern langsam aber sicher seine Aktivitäten überall ausweitet. Erst kürzlich gab es eine Zusammenarbeit mit Palantir bekannt und kaufte Anteile an Nokia, wo es vor allem an Patenten und der Entwicklung des 6G-Netzes interessiert ist, das mit künstlicher Intelligenz verbunden sein wird.

Damit nicht genug, hat Nvidia auch eine engere Zusammenarbeit mit Uber vereinbart, dem es Chips für selbstfahrende Taxis liefern wird, die mit künstlicher Intelligenz betrieben werden.

Wachstum der Marktkapitalisierung der Nvidia-Aktien in den letzten sechs Monaten. Quelle: TradingView

Es waren jedoch nicht nur großartige Pläne und abgeschlossene Kooperationen, die den Anstieg des Aktienkurses von Nvidia verursacht haben. Auch die Ergebnisse des Unternehmens haben dazu wesentlich beigetragen. Der erste wichtige Punkt ist, dass die bisherige Berichtssaison für das dritte Quartal eine der besten in der Geschichte der Wall Street ist.

Mehr als 85 Prozent der veröffentlichten Berichte übertrafen die Schätzungen der Analysten. Die Erwartungen des Marktes sind jedoch sehr hoch. Jedes Zögern wird streng bestraft. Das haben wir beispielsweise bei den Aktien von Meta gesehen. Ebenso kann die Nichterfüllung der Erwartungen – trotz sehr guter Ergebnisse – zu einer Stagnation der Preise führen.

Das haben wir im Fall von Microsoft gesehen, dessen Ergebnisse unerwartet gut waren, aber die Erwartungen der Anleger für das nächste Quartal enttäuschten. Der Ausblick bestätigte nämlich nur den Mittelwert der Prognose.

Investitionen in künstliche Intelligenz auf historischem Höchststand

Im Gegensatz dazu begrüßten die Anleger die guten Zahlen von Apple, Amazon und Google. Alle Ergebnisse dieser fünf großen Unternehmen hatten eines gemeinsam: hohe Investitionen in künstliche Intelligenz.

Die Investitionen für das Jahr 2025 werden sehr großzügig ausfallen. Microsoft plant Investitionen in Höhe von 80 Milliarden, Meta von 70 bis 72 Milliarden und Alphabet von 91 bis 93 Milliarden. Am ehrgeizigsten ist Amazon mit geplanten Investitionen in Höhe von bis zu 100 Milliarden Dollar in KI.

Apple ist von all diesen Unternehmen das bescheidenste – mit Investitionen in Höhe von 12,3 Milliarden Dollar. Diese relativ geringen Ausgaben werden jedoch durch die Bemühungen kompensiert, KI mit allen seinen Geräten zu verbinden. Und da Apple im Verkauf erfolgreich ist, zweifelt niemand daran, dass das Unternehmen KI zumindest zur Integration in seine Geräte und Dienste nutzen wird.

Und das Beste zum Schluss. Alle Unternehmen sind sich einig, dass sie ihre Investitionen bis 2026 weiter erhöhen werden. Nvidia muss also keinen Rückgang der Nachfrage befürchten. Die Investitionsblase rund um KI wird sich daher höchstwahrscheinlich auch im nächsten Jahr weiter aufblähen.

Die einzige Gewissheit in einer unsicheren Welt ist also die steigende Nachfrage nach Chips und damit auch nach Edelmetallen und Energien, die für den Betrieb der wachsenden Rechenzentren benötigt werden.

Was ist nächste Woche zu beobachten?

Die größte Aufmerksamkeit der Investoren, die die Geldpolitik verfolgen, wird sich diese Woche zweifellos auf die Sitzung der Bank of England richten. Großbritannien befindet sich nämlich in einer besonderen makroökonomischen Flaute – die Inflation verharrt hartnäckig bei 3,8 Prozent, während das Wirtschaftswachstum kaum vorankommt.

Das Land wird so zu einer Art lebendem Laboratorium für die Untersuchung des langsamen Einsetzens der Stagflation – ein Phänomen, das Investoren in westlichen Volkswirtschaften eher aus Lehrbüchern als aus der Praxis kennen. Die Entscheidung der Zentralbank wird daher nicht nur ein technischer Kommentar zur Geldpolitik sein, sondern auch ein Test, ob in einem Umfeld hoher Preise und schwachen Wachstums die richtigen Entscheidungen getroffen werden können.

Die Investoren werden sich sicherlich nicht über Langeweile beklagen. Diese Woche steht ganz im Zeichen der Berichtssaison, und der Datenfluss wird die Bildschirme der Analysten mehr als ausreichend füllen.

Am Montag veröffentlichen Palantir, Realty Income und ON Semiconductor ihre Ergebnisse, im Laufe der Woche heben dann AMD, Shopify, Pfizer, McDonald’s, Fortinet, Sempra Energy, Siemens Healthineers, BMW, AstraZeneca, Rheinmetall, Airbnb und Constellation Energy ihre Quartalsbilanzen vor.

Wenn der Aktienmarkt ein Barometer für die Stimmung der Anleger ist, dann erwartet uns eine Woche, in der das Quecksilber sicherlich nicht stehen bleiben wird.