Kreml: Friedensgespräche mit der Ukraine unterbrochen
Die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sind erneut in eine Sackgasse geraten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte am Freitag, es sei „genauer, von einer Pause zu sprechen“.
Er richtete seine Worte an Journalisten in Moskau und wies gleichzeitig darauf hin, dass keine sofortigen Ergebnisse zu erwarten seien. „Man kann nicht durch eine rosarote Brille schauen und erwarten, dass die Verhandlungen sofortige Ergebnisse bringen“, sagte Peskow.
Er fügte hinzu, dass die Verhandlungsführer zwar die Möglichkeit hätten, über nicht näher bezeichnete Kanäle zu kommunizieren, dies aber eher der Aufrechterhaltung des Kontakts diene als einer tatsächlichen Förderung des Friedensprozesses.
Moskau beschuldigt Europa
Die Erklärung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Krieg in der Ukraine bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren andauert und weder an der Front noch in den diplomatischen Bemühungen nachlässt.
Gleichzeitig beschuldigt Moskau die europäischen Länder, mit ihrer „militaristischen Haltung“ und der Fortsetzung der Sanktionen echte Fortschritte zu verhindern.
Im Gegensatz dazu weisen die Ukraine und ihre Verbündeten darauf hin, dass gerade die anhaltenden russischen Angriffe die Glaubwürdigkeit jeglicher Friedensbekundungen seitens des Kremls untergraben.
Der amerikanische Präsident Donald Trump, der nach seiner Amtseinführung im Januar 2025 ins Weiße Haus zurückgekehrt ist, versucht seit den ersten Tagen, als Hauptvermittler aufzutreten.
Seine Initiative umfasste eine Reihe von Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie ein bedeutendes Gipfeltreffen mit Wladimir Putin in Alaska am 15. August.
Neben persönlichen Treffen mit beiden Staatschefs führte Trump auch mehrere Telefongespräche mit dem russischen Präsidenten, in denen er sich für direkte Verhandlungen zwischen Putin und Selenskyj einsetzte.
Diplomatische Bemühungen
Die ukrainische Seite hat bereits mehrfach zu einem persönlichen Treffen der Präsidenten aufgerufen, um über einen Waffenstillstand und die Beendigung der Feindseligkeiten zu diskutieren.
Selenskyj schlug Kiew als Verhandlungsort vor, während Putin von Moskau sprach und gleichzeitig wiederholt die Nützlichkeit solcher Gespräche ohne klare Agenda in Frage stellte.
Der Kreml äußert zudem Zweifel an der Autorität und Legitimität des ukrainischen Präsidenten. Laut Putin sollte der Gipfel der Höhepunkt eines echten Fortschritts sein, nicht dessen Beginn.
Die diplomatischen Bemühungen fanden dabei nicht nur auf bilateraler Ebene statt. Zuvor hatten bereits drei Verhandlungsrunden zwischen Delegationen aus Russland und der Ukraine in Istanbul stattgefunden, die jedoch zu keiner Einigung über einen Waffenstillstand geführt hatten.
Jenseits der Grenzen
Die Kämpfe dauern in der gesamten Ukraine an und fordern regelmäßig Opfer unter der Zivilbevölkerung. Erst kürzlich sorgte ein Vorfall vom 10. September für Aufsehen, als eine russische Drohne bei einem Angriff auf ukrainisches Gebiet den polnischen Luftraum verletzte.
Europäische Vertreter verurteilten dies als gefährliche Eskalation und Beweis dafür, dass sich der Konflikt leicht über die Grenzen der Ukraine hinaus ausweiten kann.
Trump reagierte auch auf diese Entwicklung gereizt und äußerte sich unzufrieden mit der Pattsituation. Seiner Meinung nach erklären einige europäische Staats- und Regierungschefs einerseits ihre Unterstützung für seine Friedensinitiativen, bremsen aber andererseits den Prozess, indem sie den Krieg durch ihre Politik verlängern.
In den Vereinigten Staaten wird damit erneut die Debatte über das Ausmaß des Engagements Washingtons, über die Frage, ob ein für alle Seiten akzeptabler Kompromiss gefunden werden kann, und darüber, wie weit der amerikanische Präsident zu gehen bereit ist, eröffnet.
Sicherheitsgarantien
Die russische Seite besteht darauf, dass für jede Vereinbarung rechtsverbindliche Sicherheitsgarantien von entscheidender Bedeutung sind. Laut Peskow kann Moskau nur noch verbale Zusicherungen akzeptieren.
In der russischen Rhetorik taucht erneut die Forderung nach der Schaffung von Pufferzonen und einer umfassenderen Deeskalation seitens Kiews und seiner Verbündeten auf.
Kiew behauptet jedoch, dass die anhaltenden Angriffe auf zivile Ziele, darunter der jüngste Angriff auf Kiew, bei dem es Opfer unter der Zivilbevölkerung gab, beweisen, dass Moskau es mit dem Frieden nicht ernst meint.
Die europäischen Staats- und Regierungschefs vertreten unterdessen unterschiedliche Positionen. Ein Teil der Politiker steht Trumps Bemühungen skeptisch gegenüber, da sie darin die Gefahr von territorialen Zugeständnissen oder anderen Kompromissen sehen, die die Ukraine schwächen könnten.
Andere hingegen behaupten, dass ohne einen direkten Dialog zwischen Putin und Selenskyj der Krieg nicht beendet werden kann.
Humanitäre Krise und Wirtschaft
Laut dem jüngsten Bericht der Vereinten Nationen (OCHA) werden im Jahr 2025 etwa 12,7 Millionen Menschen, also etwa 36 Prozent der Bevölkerung der Ukraine, humanitäre Hilfe benötigen.
Im Zeitraum Juni bis Juli 2025 wurden Krankenhäuser, Wasser- und Heizungsnetze sowie Wohngebäude in Vorstadtgebieten beschädigt; die Zivilbevölkerung ist zunehmend auf humanitäre Hilfe angewiesen, insbesondere mit dem Einbruch des Winters (UN OCHA – Snapshot).
Aus wirtschaftlicher Sicht behauptet der Internationale Währungsfonds (IWF), dass Russland trotz der umfangreichen und anhaltenden Sanktionen gegen das Land in der Lage war, deren Auswirkungen durch innenpolitische Maßnahmen und die Ausrichtung auf Energieexporte abzumildern (IWF).
Dennoch weist der IWF auf eine Verlangsamung des Wachstums des russischen BIP hin, was darauf hindeutet, dass der wirtschaftliche Druck zunimmt.