Sanktionen gegen die russische Ölindustrie erschüttern den globalen Markt deutlich

Die Vereinigten Staaten haben wirtschaftliche Sanktionen gegen die beiden größten russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil verhängt, was die Ölpreise sofort um fünf Prozent steigen ließ.

Oil pumps in Almetyevsk. Photo: Stringer/Reuters

Oil pumps in Almetyevsk. Photo: Stringer/Reuters

Ein Barrel Brent-Öl wurde zu 65,50 US-Dollar gehandelt, während der Preis für US-Rohöl (WTI) bei 61,39 US-Dollar lag – den höchsten Werten der letzten zwei Wochen.

Die sanktionierten Unternehmen produzieren enorme Mengen an Öl. Allein Rosneft lieferte im Jahr 2024 rund 3,7 Millionen Barrel pro Tag, was mehr als drei Prozent der weltweiten Produktion entspricht. Gemeinsam mit Lukoil decken sie etwa die Hälfte der russischen Ölproduktion ab – rund zwölf Prozent des globalen Angebots. Russland war 2024 nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Ölproduzent der Welt.

Reaktionen der wichtigsten Abnehmer

Die Sanktionen sehen eine klare Frist vor: Bis zum 21. November 2025 müssen alle Unternehmen ihre Geschäfte mit Rosneft und Lukoil einstellen, andernfalls droht ihnen der Ausschluss aus dem westlichen Bankensystem SWIFT. Diese Entscheidung trifft vor allem China und Indien, die größten Abnehmer russischen Öls.

Chinesische Staatsunternehmen haben bereits den Kauf von Seetransporten russischen Öls der sanktionierten Firmen ausgesetzt. Indien, das seit Beginn des Krieges zum größten Käufer des verbilligten russischen Öls geworden ist, muss nun neue Lieferanten finden.

Indische Raffinerien importierten in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 durchschnittlich 1,7 Millionen Barrel pro Tag. Reliance Industries, der größte indische Ölverarbeiter, plant laut Insiderangaben, diese Lieferungen stark zu reduzieren oder vollständig einzustellen.

Wirksamkeit der Sanktionen bleibt fraglich

Experten sind sich uneinig. Analyst Claudio Galimberti von Rystad Energy weist darauf hin, dass frühere Sanktionen in den letzten dreieinhalb Jahren weder das Produktionsvolumen Russlands noch seine Öleinnahmen wesentlich verringert haben.

Russland exportierte im ersten Halbjahr 2025 durchschnittlich 4,3 Millionen Barrel täglich. Während der Anteil Europas an russischen Exporten von 51 Prozent im Jahr 2020 auf elf Prozent im Jahr 2025 sank, stieg der Anteil Asiens von 41 auf 81 Prozent.

Galimberti betont zudem, dass die Auswirkungen der neuen US-Sanktionen auf Rosneft und Lukoil derzeit nicht messbar seien.

Kann der Preisanstieg gestoppt werden?

Kuwaits Ölminister erklärte, dass die OPEC bereit sei, ihre eigene Produktion zu erhöhen, um mögliche Ausfälle russischer Lieferungen auszugleichen – der aktuelle Preisanstieg sei daher vermutlich nur vorübergehend.

Das US-Finanzministerium warnte ausländische Banken und Unternehmen, dass sie den Zugang zum amerikanischen Finanzsystem verlieren und keine Dollartransaktionen mehr durchführen könnten, falls sie weiterhin Geschäfte mit Rosneft oder Lukoil tätigen.

Für asiatische Firmen, die 2024 mehr als 100 Millionen Tonnen russisches Öl pro Jahr gekauft hatten, stellt dieses Risiko ein gravierendes Problem dar.

Putin: Sanktionen werden Russlands Wirtschaft nicht schwächen

Die US-Sanktionen seien ein „unfreundlicher Schritt“ und würden zwar „gewisse Folgen haben, aber Russlands wirtschaftlichen Wohlstand nicht wesentlich beeinträchtigen“, sagte Putin am Donnerstag. Der russische Energiesektor sei, so Putin, „selbstbewusst und stabil“.

„Dies ist natürlich ein Versuch, Druck auf Russland auszuüben“, erklärte er. „Aber kein Land, das sich selbst respektiert, und kein Volk, das sich selbst respektiert, trifft jemals Entscheidungen unter Druck.“

Putin fügte hinzu, dass ein Ungleichgewicht auf den globalen Energiemärkten zu höheren Preisen führen könnte – was besonders für Länder wie die USA unangenehm wäre, „angesichts ihrer innenpolitisch sensiblen Phase“. Zudem betonte er, dass es „eine gewisse Zeit dauern werde“, russisches Öl auf dem Weltmarkt zu ersetzen.

(reuters, sie)