In Paris werden am Montag und Dienstag insgesamt zehn Personen im Alter von 41 bis 60 Jahren vor Gericht stehen. Sie sehen sich Vorwürfen wegen zahlreicher böswilliger Kommentare zum Geschlecht und zur Sexualität der Ehefrau des 47-jährigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron gegenüber, deren Altersunterschied sie mit „Pädophilie” verglichen haben.

Acht Männer und zwei Frauen könnten im Falle einer Verurteilung zu bis zu zwei Jahren Haft verurteilt werden.

Die ursprüngliche Beschwerde wurde im August letzten Jahres von Macron eingereicht, die im April ihren 72. Geburtstag feierte. Dies führte zu Ermittlungen und Verhaftungen im Dezember 2024 und Februar dieses Jahres.

Von anonymen Videos zu Gerichtsverfahren

Die Behauptung, dass die französische First Lady Brigitte Macron als Mann namens Jean-Michel Trogneux geboren wurde, gehört zu den am weitesten verbreiteten politischen Verschwörungstheorien im französischen Internet der letzten Jahre. Nach Ansicht mehrerer Faktenprüfer handelt es sich jedoch um eine völlig unbegründete und falsche Behauptung, die in Randgruppen der Online-Community entstanden ist und sich nach und nach zu einem internationalen Medienphänomen entwickelt hat.

Die ersten Anzeichen für diese Verschwörungstheorie tauchten bereits nach der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten im Jahr 2017 auf, verbreiteten sich jedoch erst 2021 in größerem Umfang. Wie das Portal Factually.co berichtet, veröffentlichten in diesem Jahr zwei französische Bloggerinnen – Amandine Roy und Natacha Rey – ein kontroverses Video.

Darin behaupteten sie, dass Brigitte in Wirklichkeit ein Mann sei und dass der Name „Jean-Michel Trogneux“ (in Wirklichkeit ihr Bruder) ihre „ursprüngliche Identität“ sei.

Das Video verbreitete sich jedoch schnell in sozialen Netzwerken, darunter YouTube, und erregte die Aufmerksamkeit von Verschwörungsgemeinschaften und rechtsextremen Kreisen in Frankreich. Die Website Snopes.com weist darauf hin, dass die Gerüchte visuelle Manipulationen nutzten – Vergleiche von Fotos von Brigitte und ihrem Bruder oder pseudowissenschaftliche „Gesichtsanalysen“ – ohne jeglichen Beweis.

In den Jahren 2022 und 2023 wurde die Behauptung einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, insbesondere im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen. Laut Factually.co tauchte die Falschmeldung erstmals in Diskussionsforen, auf Telegram und Twitter auf, wo sie im Rahmen breiterer anti-elitärer und anti-gender Narrative geteilt wurde.

In den USA gelangte das Thema sogar in den Mainstream-Online-Bereich, als die konservative US-Kommentatorin Candace Owens es aufgriff. Im Jahr 2025 sieht sie sich einer Verleumdungsklage seitens Macrons Anhängern gegenüber.

Wie Le Monde feststellt, war die französische First Lady seit langem Zielscheibe hasserfüllter Kampagnen, die ihr Alter, ihr Geschlecht und ihre Position mit misogynen und transphoben Motiven verbanden.

Die Rechtsstreitigkeiten ließen nicht lange auf sich warten

Die französischen Behörden gingen bereits 2023 gegen die Verbreiter der Behauptungen vor. Zwei Frauen wurden wegen Verleumdung verurteilt, da ihr Video direkt behauptete, Brigitte Macron sei eine „Transfrau”.

In einer vierstündigen Diskussion auf YouTube befassten sich die sogenannte Hellseherin Amandine Roy und die unabhängige Journalistin Natacha Rey mit der Theorie über die Identität der Literaturlehrerin. Sie analysierten ihre angeblichen chirurgischen Eingriffe, Familienfotos, stellten ihre Mutterschaft in Frage und behaupteten, dass die echte Brigitte Trogneux nie existiert habe.

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Im September 2024 verurteilte das Gericht die Frauen zur Zahlung von Schadensersatz an Macron und ihren Bruder. Laut dem Portal France24 hob das Berufungsgericht das Urteil jedoch 2025 mit der Begründung auf, dass die Behauptungen nicht konkret genug waren.

Der Anwalt der Geschädigten bestätigte damals, dass sie mit diesem Vorgehen nicht zufrieden seien und der Fall daher vor den Obersten Gerichtshof kommen werde.

Ein typisches Beispiel für „Transvestigation”-Desinformation

Experten sind überzeugt, dass es sich um einen klassischen Fall von sogenannter Transvestigation handelt – einem Internetphänomen, bei dem bekannte Persönlichkeiten fälschlicherweise als Transgender bezeichnet werden, um sie lächerlich zu machen.

Wie Factually.co zusammenfasst, gibt es keine relevanten Beweise dafür, dass Macron tatsächlich als Mann geboren wurde.

Vor einigen Tagen enthüllte Tristan Bomet, der Chef des Büros der 72-jährigen Brigitte, den jüngsten Vorfall im Zusammenhang mit der Kontroverse um ihr Geschlecht. Dieser ereignete sich vor etwa einem Jahr, als auf ihrem persönlichen Steuerkonto der Name „Jean-Michel als Brigitte Macron“ erschien.

Er präzisierte, dass der Name bei wiederholter Anmeldung immer noch gleich angezeigt wurde.

Wie La Libre schreibt, reichte die First Lady eine offizielle Beschwerde ein, da ein normaler Nutzer nicht die Möglichkeit haben sollte, eine solche Änderung vorzunehmen. Es folgte eine offizielle Untersuchung durch den Élysée-Palast, der angeblich bereits zwei Personen identifiziert hat, die im Verdacht stehen, unberechtigt eingegriffen zu haben.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die französische First Lady und ihre Familie rechtliche Schritte einleiten.

(reuters, pmi, max)