Die Überseemärkte setzen ihren stetigen Aufwärtstrend fort. Daran ändert auch nichts, dass Gold letzte Woche eingebrochen ist oder dass sich die Amerikaner mehr denn je verschulden, um Aktien zu kaufen. Der massive Einstieg von Kleinanlegern in die Aktienmärkte ist an sich schon ein sehr warnendes Signal.
Auch der anhaltende Shutdown ändert nichts am Optimismus der Märkte. Es ist nun klar, dass sich die geschlossenen Behörden auf die Leistung der amerikanischen Wirtschaft auswirken werden. Wie stark, ist nur eine Frage der Zeit. Je länger die Behörden geschlossen bleiben, desto weniger Geld werden die Staatsbediensteten haben. Und das ist angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts keine gute Nachricht für Einzelhändler, die hoffen, in diesen Monaten ihren Jahresumsatz zu erreichen.
Zu den geschlossenen Einrichtungen gehört auch das US-Statistikamt. Die Mitarbeiter machten jedoch eine Ausnahme und veröffentlichten die Inflationsentwicklung in den USA für September. Die Zahlen kamen mit Verzögerung, aber ohne sie hätte die US-Notenbank, die diese Woche über eine Zinssenkung abstimmt, nur schwer eine Entscheidung treffen können.
Es war jedoch nicht die US-Notenbank, die die Mitarbeiter des Statistikamtes zur Rückkehr an ihren Arbeitsplatz zwang, sondern die Notwendigkeit, die an die Inflation gekoppelten US-Renten zu berechnen.

Die allgemeine Inflation in den USA erreichte drei Prozent. Die Märkte nahmen diese Nachricht – wie könnte es anders sein – optimistisch auf, da Analysten eine Inflation von 3,1 Prozent erwartet hatten. Die Zahl selbst liegt jedoch weiterhin über dem Inflationsziel.
Darüber hinaus ist seit Mai ein Aufwärtstrend zu beobachten, der zweifellos auch auf die Einführung von Zöllen auf ausländische Waren zurückzuführen ist. Zölle haben einen inflationären Charakter, der jedoch noch nicht allzu ausgeprägt ist. Andererseits ist offensichtlich, dass die Inflation nicht vollständig unter Kontrolle ist.
Unter den Anlegern herrscht quasi Gewissheit, dass die US-Notenbank Fed diese Woche die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken wird, sodass die Zinssenkung im Dezember gefährdet ist.
Trump und insbesondere sein Berater Stephen Miran, der über die Zinsen abstimmen wird, werden sich einer sehr gefährlichen Situation gegenübersehen, wenn es nicht möglich sein wird, die Zinsen zu senken, da die Inflation bei etwa drei Prozent liegt.
Die Pläne für sehr niedrige Zinsen sind in Gefahr. Das könnte übrigens der Grund sein, warum der Dollar nicht mehr schwächer wird und Gold infolgedessen nicht mehr steigt. Die Anleger gewöhnen sich langsam daran, dass die Zinsen viel langsamer sinken werden als erwartet.
Unberechenbarer Topmanager
Die Märkte werden vor allem vom Willen des US-Präsidenten beeinflusst, der unbeständig ist. Das zeigt sich beispielsweise an seiner Haltung zum Ukraine-Konflikt, wo sich seine Meinung mehrmals pro Woche ändert. Man könnte einwenden, dass Politik unbeständig ist und sich buchstäblich von Minute zu Minute anpassen muss. Trumps Ansatz zeigt sich jedoch auch im wirtschaftlichen Bereich, einschließlich der Börsenmärkte.
Als Beispiel kann man den Bereich der Quantencomputer anführen. Kurz gesagt soll dieser Bereich Supercomputer herstellen, die mit ihrer Leistungsfähigkeit den bisherigen Zugang zur Computertechnik völlig verändern werden. Das hat jedoch einen Nachteil: Die Entwicklung und vor allem die Vermarktung dieser Produkte wird noch einige Zeit dauern.
Wenn jemand daran gezweifelt hat, dass es sich bei den Aktien von Technologieunternehmen, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, um eine Investitionsblase handelt, können wir uns im Fall der Quantencomputer ganz sicher sein. Im Gegensatz zu etablierten Unternehmen haben diese Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz noch keine soliden wirtschaftlichen Ergebnisse vorzuweisen. Ihre Umsätze decken die Kosten nicht.
Das hindert ihre Aktien jedoch nicht daran, in die Höhe zu schießen. Wenn wir uns die Entwicklung der Aktien von D-Wave Quantum ansehen, wird uns klar, vor welch großer Blase wir stehen. Wer diese Aktien vor einem Jahr gekauft hat, hat satte 2.620 Prozent Gewinn gemacht.

Der Bereich der Quantencomputer ist vor allem für die Trump-Regierung interessant. Denn solche Computer würden den USA die technologische Vorherrschaft über die Welt sichern. Ebenso würde ihre Erfindung die amerikanische Armee stärken.
Trump hat daher entschieden, dass diese Unternehmen von strategischer Bedeutung sein könnten. Sobald die Märkte hören, dass ein Unternehmen für Trump von strategischer Bedeutung ist, bedeutet dies, dass Trump erwägt, dass der Staat Aktien dieses Unternehmens kauft. In letzter Zeit gibt es zwei große Beispiele dafür: die Unternehmen Intel und Lithium Americas. Unternehmen, die sich mit Quantencomputern beschäftigen, reagierten auf diese Spekulationen mit einem weiteren starken Wachstum.
Im Laufe der Woche gab Alphabet jedoch bekannt, dass ein Algorithmus namens Quantum Echoes, der auf dem Chip „Willow” (105 Qubits) läuft, laut Angaben des Unternehmens eine bestimmte Aufgabe 13.000 Mal schneller ausführen konnte als der beste klassische Algorithmus auf einem Supercomputer. Der gesamte Bereich der Quantencomputer reagierte auf diese Nachricht mit einem Rückgang.
Die Frage ist, inwieweit Quantencomputer in Zukunft von großen Technologieriesen wie Google oder IBM übernommen werden. Unternehmen wie IonQ, Rigetti Computing oder D-Wave Quantum könnten dadurch gefährdet sein.
Wir wissen nicht, ob dieser Rückgang Donald Trump letztendlich erschreckt hat, aber er bestritt anschließend, dass er den Kauf von Aktien dieser Unternehmen in Betracht gezogen habe. Wir alle wissen jedoch, dass es für Trump nicht ungewöhnlich ist, seine Meinung innerhalb weniger Stunden zu ändern. Der Bereich der Quantencomputer wird in den kommenden Jahren sehr genau beobachtet werden, aber gleichzeitig auch viel riskanter sein, denn wenn es irgendwo eine Blase gibt, dann genau hier.
Was diese Woche zu beobachten ist
Die kommende Woche wird eine der ereignisreichsten bis zum Jahresende sein. Es stehen Sitzungen der US-Notenbank, aber auch der kanadischen Zentralbank und der Europäischen Zentralbank an. Die allgemeine Ausrichtung der Geldpolitik geht in Richtung Lockerung, was nichts anderes als einen Anstieg der Inflation zur Folge haben wird. Die Inflation wird natürlich nicht sofort eintreten, sondern mit einer gewissen Zeitverzögerung. Es ist keine schlechte Idee, sein Portfolio auf weitere Inflationswellen vorzubereiten.
Neben den Sitzungen der Zentralbanken steht uns der erste Höhepunkt der Berichtssaison in den USA bevor. Diese Woche werden einige der größten Technologieunternehmen wie Microsoft, Meta, Amazon, Google und Apple ihre Ergebnisse veröffentlichen.
Die Anleger werden vor allem beobachten, wie sich die Pläne und Investitionen in künstliche Intelligenz entwickeln. Diese Daten finden wir in den Ergebnissen unter der Bezeichnung „Capex”, was die Abkürzung für „Capital Expenditure” ist, also Geldmittel, die für Investitionen ausgegeben werden, einschließlich künstlicher Intelligenz.
Wenn der massive Investitionszufluss anhält, brauchen Investoren nichts zu befürchten. Technologieaktien werden ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Das Gegenteil trifft ebenfalls zu: Sollte sich herausstellen, dass diese Unternehmen von ihren großzügigen Investitionen zurücktreten, würde die Unsicherheit langsam das Vertrauen der Investoren in ewiges Wachstum untergraben.